Die Zeit des Nationalsozialismus ist auch an Deutschlands Tanztheatern nicht spurlos vorbeigegangen – ganz im Gegenteil. Der bislang eher verborgenen Geschichte von Tänzerinnen und Tänzern in dieser Zeit widmet sich daher eine neue Gemeinschaftsarbeit von Ernst Deutsch Theater und John Neumeiers Bundesjugendballett. In Neumeiers neuestem Stück „Die Unsichtbaren“ geht es ebenso um die Öffnung Deutschlands für moderne Tanzrichtungen in den 1920er Jahren wie um die Entwicklung nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Die Tanz-Collage reflektiert die Vorreiterrolle Deutschlands in den 1920er Jahren, als Choreografie-Größen wie Rudolf von Laban oder Mary Wigman die hiesige Tanzszene aufblühen ließen, bis der Nationalsozialismus diese Moderne abrupt beendete.
„Die Unsichtbaren“ ist ein komplexes Allround-Projekt: Geplant sind 30 Aufführungen im Ernst Deutsch Theater zwischen dem 16. Juni und dem 18. Juli 2022. Ergänzt werden sie von einer Ausstellung samt Katalog, dazu kommt ein intensives theaterpädagogisches Rahmenprogramm: Begleitmaterial und Workshops im Haus selbst oder in Schulen sollen junge Menschen sowohl emotional als auch intellektuell ansprechen und ihnen helfen, selbst Schlüsse zu ziehen, eigenständig Vergangenheit mit Gegenwart und Zukunft zu verbinden.
Die Gemeinschaftsarbeit steht auch für einen Meilenstein, für zehn Jahre Bundesjugendballett, und zeigt nach schweren Corona-Zeiten deutlich: Das Bundesjugendballett geht kreativ und zuversichtlich in die Zukunft. Die Bodo Röhr Stiftung freut sich daher, dieses ambitionierte Projekt zu fördern.