Der „Preis der Bodo Röhr Stiftung“ ist die bedeutendste Auszeichnung, die die Stiftung vergibt. Mit ihm werden außergewöhnliche Leistungen gewürdigt, die entweder einmalig und beispielgebend oder kontinuierlich und nachhaltig erbracht werden.
Darüber hinaus vergibt die Bodo Röhr Stiftung ab 2022 zunächst für drei Jahre einen „Preis für Archivforschung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern im Bereich der Germanistik“. Prämiert werden herausragende Arbeiten, die sich in besonders ergiebiger Weise mit Archivalien zur deutschen Sprache und Literatur befassen.

Die Gremien der Bodo Röhr Stiftung entscheiden im Rahmen der Vorgaben der Stiftungssatzung über die Vergabe der Preise und die Höhe des jeweiligen Preisgeldes.
Eine Eigenbewerbung für die Preise ist möglich.

Die aktuell gültigen Vergaberichtlinien lauten:

 

Vergaberichtlinie des Bodo Röhr-Preises

Die Bodo Röhr Stiftung zeichnet Personen oder Projekte, die sich herausragend um die Zwecke der Stiftung verdient gemacht haben, mit dem Bodo Röhr-Preis aus.
Der Bodo Röhr-Preis wird neben den von der Bodo Röhr Stiftung bereits verliehenen oder geförderten Preisen vergeben. Er soll die größte Auszeichnung sein, die die Stiftung zu vergeben hat. Mit diesem Preis sollen außergewöhnliche Leistungen im Bereich der Stiftungszwecke der Bodo Röhr Stiftung gewürdigt werden, die entweder einmalig und beispielgebend oder kontinuierlich und nachhaltig erbracht worden sind.

Sowohl Personen oder Projekte, die bereits von der Bodo Röhr Stiftung gefördert worden sind, als auch Personen oder Projekte, die der Stiftung noch nicht verbunden waren, können ausgezeichnet werden.

Eine wiederholte Preisvergabe an eine Person oder an ein Projekt sind ebenso möglich wie die Berücksichtigung mehrerer Personen oder Projekte bei einer Preisvergabe.

Die Gremien der Bodo Röhr Stiftung entscheiden im Rahmen der Vorgaben der Stiftungssatzung nach eigenem Ermessen über die Vergabe des Preises. Sie bestimmen dabei auch die Höhe des jeweiligen Preisgeldes. Das Preisgeld soll,
auch bei Berücksichtigung mehrerer Personen, im Regelfall 50.000 Euro pro Jahr nicht überschreiten.

Die Entscheidung über die Preisvergabe soll im 1. Quartal eines Jahres erfolgen. Die Gremien der Stiftung können davon absehen, den Preis in jedem Jahr zu vergeben.

Eine Eigenbewerbung für den Bodo Röhr-Preis ist ebenso möglich wie Empfehlungen von dritter Seite. Bewerbungen und Empfehlungen können bei der Entscheidung über die Preisverleihung Berücksichtigung finden, wenn sie bis zum 30. November des Vorjahres bei der Bodo Röhr Stiftung eingereicht worden sind.

 

Vergaberichtlinie des „Archiv-Preises“

Die Bodo Röhr Stiftung vergibt den „Preis der Bodo Röhr Stiftung für Archivforschung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern im Bereich der Germanistik“. Prämiert werden sollen herausragende Dissertationen, die sich in besonders ergiebiger Weise mit Archivalien der deutschen Sprache und Literatur befassen, um insbesondere wenig bekannte Texte oder weniger bekannte Autorinnen und Autoren in Erinnerung zu rufen.

Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Er wird im Regelfall alle zwei Jahre vergeben; die Gremien der Bodo Röhr Stiftung können entscheiden, den Preis auch jährlich zu vergeben. Im entsprechend wechselnden Turnus nominieren die drei großen Archive der deutschen Sprache und Literatur – das Deutsche Literaturarchiv Marbach, die Stiftung Weimarer Klassik und die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel – jeweils drei Dissertationen, die sich für die Preisvergabe eignen. Die Gremien der Bodo Röhr Stiftung entscheiden auf der Grundlage dieses Vorschlags über die Preisvergabe.

 


Preisvergaben


Der „Preis der Bodo Röhr Stiftung“ geht 2022 an Antje Block und Jade Jakobs vom Ledigenheim in Hamburg

Für ihr herausragendes Engagement rund um das Ledigenheim Rehoffstraße wurden Antje Block und Jade Jakobs im Dezember 2022 mit dem „Preis der Bodo Röhr Stiftung“ ausgezeichnet. Er wurde erstmals verliehen, war mit 30.000 Euro dotiert und galt ihrem ehrenamtlichen Einsatz für eine Hamburger Institution.

„Dieses Projekt vereint beispielhaft die Anliegen und Vorgaben unseres Stifters: Denkmalschutz und kulturelles Engagement“, begründet Cornelius Brandi, Vorstandsvorsitzender der Bodo Röhr Stiftung, die Auszeichnung. „Vorbildlich ist der Einsatz der beiden Preisträger. Sie haben hier in außergewöhnlichem Maße Verantwortung für das Gemeinwohl der Stadt übernommen und damit Maßstäbe für die Hamburger Zivilgesellschaft gesetzt.“

Was gerade dieses Projekt so besonders macht:
Es ist eine verwirklichte Utopie, heute genau so wie 1912, als es im Rahmen eines größeren Sozialbau-Komplexes als preiswerte Unterkunft für ledige Männer eröffnet wurde. Das Heim, das nicht nur Unterkunft, sondern immer auch einen behüteten, familiären Rahmen für seine Bewohner bot, wurde eine hoch geschätzte Hamburgensie, bis ihr 2009 das Ende drohte. Das historische Gebäude wurde an einen Investor verkauft. Durch das unermüdliche Engagement der beiden Preisträger gelang es, mit der eigens gegründeten Stiftung Ros genug Geld zu sammeln, um es auch mit Hilfe der Stadt Hamburg zurück zu kaufen und damit das Gebäude für seine Bewohner zu erhalten. In Zeiten von Wohnungsnot und explodierenden Mieten ist das zeitgemäßer und notwendiger denn je. Der schöne Rotklinkerbau bedeutet eine riesige bauliche Herausforderung. Er befindet sich jetzt mitten in einer aufwendigen, teuren Modernisierungsphase, bei der die historische Bausubstanz erhalten und mit zeitgemäßen Unterkünften kombiniert werden soll. Das Ledigenheim beherbergt nicht nur ein gewachsenes, selbstverwaltetes Mehrgenerationen-Projekt, sondern bietet mit Veranstaltungen wie Lesungen und Konzerten auch einen kulturellen Anziehungspunkt für das ganze Quartier.

Mit der Auszeichnung überreichte Cornelius Brandi den beiden Preisträgern eine Bronzeskulptur des Bildhauers Manfred Sihle-Wissel.


Der „Preis für Archivforschung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern im Bereich der Germanistik“ wurde 2022 in Marbach an Dr. Ines Barner verliehen

Als “Kirche des unterirdischen Himmels“ bezeichnete der Schriftsteller Martin Walser einst das Deutsche Literaturarchiv Marbach. Für Autoren und Forschende scheint es oft sogar der Himmel selbst zu sein; ein wahres Paradies an Wissensfülle, mit Schätzen, die ihresgleichen suchen. Zu den Beständen des Literaturarchivs zählen unikale Schriftstücke, Bilder und Objekte zur deutschsprachigen Literatur und Ideengeschichte vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Darunter zum Beispiel die Nachlässe von Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse und Heinrich Mann sowie bedeutende Materialien zu Leben und Werk von Franz Kafka.
Die Handschriften-Sammlung des Archivs enthält mehr als 1.400 Nach- und Vorlässe von Gelehrten, Philosophen und Germanisten. Neben persönlichen Archiven bilden Redaktions- und Verlagsarchive einen weiteren wichtigen Schwerpunkt. Das Literaturarchiv ist auf seinem Gebiet eine der renommiertesten Institutionen Europas. Es verwaltet das wertvolle Material nicht nur, sondern erschließt es und bietet es immer benutzer- und forschungsfreundlicher an, einen großen Teil inzwischen online.

„Archive dieser Art sind unser kollektives kulturelles Gedächtnis, und die Zusammenarbeit zwischen ihnen und ihren Nutzern bildet die Grundlage der germanistischen Forschung“, so Cornelius Brandi, der Vorstandsvorsitzende der Bodo Röhr Stiftung. „Sie leisten einen unschätzbaren Beitrag zur Erforschung und Fortentwicklung unserer Sprache und unserer Sprachkultur. Um dies zu würdigen und zu fördern, haben wir den „Preis für Archivforschung“ gestiftet und im letzten Jahr erstmals verliehen. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und zeichnet junge Wissenschaftler aus, die mit dem Material eines bestimmten Archivs besonders erfolgreich gearbeitet haben.“

Erste Preisträgerin ist die Literaturwissenschaftlerin Dr. Ines Barner von der ETH Zürich. In ihrer herausragenden Studie „Von anderer Hand“ leuchtet sie mit umfangreichem Zitatmaterial die komplexe Beziehung zwischen Autor und Lektor aus. Indirekt mit ihr geehrt wurde das Marbacher Archiv, dessen Bestände die Grundlage für den zentralen Teil ihrer Arbeit bildeten. So lag es nahe, dass der Preis in einer Feierstunde dort übergeben wurde.

Weitere Preisvergaben an Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, die an führenden Zentren für kultur- und sprachgeschichtliche Forschung in Deutschland arbeiten, werden folgen.